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Sicherung auf Klettersteigen

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Sicherung auf Klettersteigen - Versichert heißt nicht Sicherheit

Die Existenz der eingerichteten Klettersteige und der weitere Ausbau führt immer wieder zu Diskussionen. Letztendlich bieten sie ambitionierten Wanderern die Möglichkeit Routen zu gehen und Gebiete kennen zu lernen, die ihnen sonst verschlossen bleiben. Um sie sicher zu gehen ist eine Klettersteigausrüstung und die entsprechende Technik unverzichtbar.

Klettersteige werden häufig unterschätzt. Wie bei jeder Tour ist Erfahrung im Gebirge und sicherheitsbewusstes Handeln wichtig. Ein Sturz im Klettersteig kann fatale Folgen haben. Eine Bergung ist hier mindestens genauso schwierig und auch nicht angenehmer als in einer Kletterpassage im Fels. Prinzipiell sollten alle Sicherungen, ob Drahtseil oder Trittleitern, vor dem Einstieg auf ihre Funktion kontrolliert werden.

Auf Klettersteigen erfolgt die Eigensicherung an Drahtseilen. Zur notwendigen Ausrüstung gehört neben dem obligatorischen Helm, einem Komplettgurt oder einer Kombination aus Hüft- und Brustgurt das Klettersteigset. Im Gegensatz zum Sportklettern, wo häufig auf den Brustgurt verzichtet wird, ist er auf dem Klettersteig und beim alpinen Klettern unerlässlich. Meist wird hier ein Rucksack getragen, der die Belastung nach hinten erhöht. Durch den Brustgurt ist der Fixpunkt am Körper im Brustbereich, der Stürzende fällt nicht kopfüber.

Stürze am Klettersteig sind extrem harte Stürze, da nur wenig dehnbares Seil zur Verfügung steht. Daher treten bei ungünstigen Umständen an senkrecht verlaufenden Sicherungsseilen Sturzbelastungen mit Fangstoßspitzen bis über 20 kN auf, die nur mit Hilfe einer Klettersteigbremse (=Fangstoßdämpfer) abgebaut werden können.
Bei einem nahezu waagerechten Wegverlauf ist die Belastung bei einem Sturz natürlich nicht so hoch. Ein vertikaler Sturz kann jedoch schon einige Meter betragen, je nach Abstand der Drahtseilverankerungen. Schwere innere Verletzungen oder Verletzungen von Armen und Beinen können die Folgen sein. Innerhalb eines Abschnittes zwischen zwei Verankerungen sollte nur eine Person gesichert sein um im Falle eines Sturzes keine weitere Person mitzureißen. 

Beim Sportklettern in der Halle dagegen sind Stürze häufig kontrolliert. Der Kletterer kann sich bewusst von der Wand abstoßen.

Auf dem Markt existieren derzeit zwei verschiedene Klettersteigsysteme. Das ältere V-System und das neuere Y-System. Bei beiden Systemen ist die Klettersteigbremse, eine Metallplatte mit mehreren Löchern durch die das Seil gezogen ist, das Hauptelement. Das Seil lässt sich ohne Belastung nur schwer durch die Löcher ziehen. Bei einem Sturz ist die Belastung höher als der Reibungswiderstand der Bremse. Das Seil rutscht etwas nach und dämpft so den Fall. Ohne Klettersteigbremse würde ein so kurzes Seil nicht genügend Dehnung aufweisen um den Sturz zu dämpfen. Klettersteigbremse und Seil sind im Set verkauft aufeinander abgestimmt.

Beide Systeme scheinen auf den ersten Blick sehr ähnlich. Auf den feinen Unterschied kommt es an. Der ist gerade bei der Sicherung entscheidend.

V-System: Klettersteigsicherung: V-System
Ein Seil ist durch die Klettersteigbremse gezogen, am Ende ist jeweils ein Karabiner eingehängt (siehe Bild). 
Die Sicherungsseile dürfen die Armlänge nicht wesentlich überschreiten. Spezielle Klettersteigkarabiner haben eine weite Öffnung mit Schiebeverschluss.
Die Klettersteigbremse wird mit einer Bandschlinge in den Brust- und/oder Sitzgurt eingebunden.

Am Drahtseil darf nur ein Karabiner eingehängt sein. Der zweite Karabiner wird an der Materialschlaufe befestigt. Nur beim Umhängen an einer Drahtseilverankerung werden kurzfristig beide Karabiner eingesetzt. Sind beide Karabiner eingehängt kann das Seil beim Sturz nicht durch die Klettersteigbremse rutschen. Der Sturz ist ungedämpft und führt fast zwangsläufig in der Vertikalen zu inneren Verletzungen.

 

Y-System: Klettersteigsicherung: Y-System
Bestehend aus einem durch die Bremse gezogenen Seil und einem weiteren kürzeren Seil, dass mit dem anderen verknotet ist. An einem Ende von jedem Seil ist ein Karabiner eingehängt.
Die beiden Seil- bzw. Bandstücke, an denen die Karabiner befestigt sind, sollen unterschiedlich lang sein (und zwar etwa 5 bis 10 Zentimeter), damit zunächst nur ein Karabiner belastet wird. Sollte dieser brechen, wird erst der zweite belastet.
(Vorteil der Redundanz: bricht ein Karabiner, ist ein zweiter da, der die restliche Belastung/Energie aufnehmen kann).
Mit dem durch die Bremse geschlauften Ende des längeren Seils wird die Klettersteigbremse in den Sitzgurt eingebunden. Dieses Seil rutscht durch die Bremse und dämpft den Fall.
Beide Karabiner sollen in das Drahtseil eingehängt werden. Dies gilt zwischen den Drahtseilverankerungen und beim Umhängen.
Vorteil des Y-Systems:
Redundanz bei den Karabinern und den Seilen (Ausschalten des Karabiner-Bruch-Risikos durch die ungünstige Hebel-Belastung an den Zwischensicherungen)
Kein ungenutzter Karabiner, der an der Materialschlaufe hängend, stören könnte. 


Eine besondere Gefahr auf dem Klettersteig sind Gewitter. Die Blitze werden von dem Metall angezogen und davon gibt es an den meisten Steigen genug.


Bewertung von Klettersteigen

Bei der Bewertung von Klettersteigen geht man von Normalverhältnissen aus. In Routenbeschreibungen werden die Touren oft in Abschnitte unterteilt, die eine unterschiedliche Schwierigkeitsstufe aufweisen. Es empfiehlt sich, bei Unsicherheit über den Schwierigkeitsgrad, mehrere Quellen zu Rate zu ziehen, da es doch immer wieder Abweichungen bei der Beurteilung gibt. Subjektive Unterschiede können durch Körpergröße, Kondition, Tagesverfassung usw. auftreten. Neben der "Hüsler-Skala", die in verbaler Form auftritt ("wenig schwierig" bis "extrem schwierig"), haben sich auch Buchstaben durchgesetzt (A - E).

Hier eine Übersicht:

A (wenig schwierig) Schwierigkeit: einfach
 

Gelände: flach bis steil, meist felsig oder von Felsen durchsetzt, ausgesetzte Passagen möglich
Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern („Klampfen”) und vereinzelt kurze Leitern; Begehung größtenteils ohne Verwendung der Sicherungseinrichtungen möglich
Voraussetzungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen, Bürokondition (hängt allerdings von der Länge der Tour ab)
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen. Geübte Geher werden hier auch ohne Selbstsicherungen anzutreffen sein. Gesichert gehen ist aber keine Schande!

B (mäßig schwierig) Schwierigkeit: einfach bis mäßig schwierig, teilweise etwas anstrengender bzw. Kräfte raubend
 

Gelände: steileres Felsgelände, teilweise kleine Tritte, mit ausgesetzten Stellen ist auf jeden Fall zu rechnen
Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern, Trittstifte, längere Leitern (u. U. auch senkrecht); Begehung ohne Sicherungseinrichtungen möglich, aber Schwierigkeiten bis zum 3. Schwierigkeitsgrad (nach UIAA) sind zu erwarten
Voraussetzungen: wie bei A, allerdings bessere Kondition und etwas Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen deutlich von Vorteil
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen; Begehung auch im Seilschaftsverband möglich

C (schwierig) Schwierigkeit: größtenteils schwierig, anstrengend und Kräfte raubend
 

Gelände: steiles bis sehr steiles Felsgelände, meist kleine Tritte, längere bzw. sehr häufig ausgesetzte Passagen
Sicherung: Drahtseile, Eisenklampfen, Trittstifte, oft längere und sogar überhängende Leitern, Klammern und Stifte können auch weiter auseinander liegen; in senkrechten Abschnitten manchmal auch nur ein Drahtseil; Begehung ohne Benutzung der fixen Sicherungseinrichtungen möglich, Schwierigkeiten liegen aber oft schon im 4. Schwierigkeitsgrad (UIAA)
Voraussetzungen: gute Kondition, da längere Anstiege in diesem Schwierigkeitsgrad bereits zu den großen Klettersteig-Unternehmen zählen
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung wie B ist dringend zu empfehlen, Ungeübte bzw. Kinder sind ev. sogar ans Seil zu nehmen

D (sehr schwierig) Schwierigkeit: sehr schwierig, sehr anstrengend und sehr Kräfte raubend
 

Gelände: senkrechtes, oft auch überhängendes Gelände; meist sehr ausgesetzt
Sicherung: Drahtseil, Eisenklammern und Trittstifte (liegen vielfach weit auseinander); an ausgesetzten und steilen Stellen oftmals nur ein Drahtseil
Voraussetzungen: wie bei C, allerdings guter körperlicher Zustand, genug Kraft in Armen und Händen, da längere senkrechte bis überhängende Stellen auftreten können; auch kleinere Kletterstellen (bis zum 2. Schwierigkeitsgrad) ohne Sicherungseinrichtungen sind möglich
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, selbst erfahrene Klettersteiggeher sind im Seilschaftsverband anzutreffen; für Anfänger und Kinder nicht empfehlenswert

E (extrem schwierig) Schwierigkeit: extrem schwierig, da sehr anstrengend und äußerst Kräfte raubend
 

Gelände: senkrecht bis überhängend; durchwegs ausgesetzt; sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei
Sicherung: wie D, allerdings öfter mit Kletterei kombiniert
Voraussetzungen: viel Kraft in Händen (Fingern), Armen und Beinen, erhöhtes Maß an Kondition, Beweglichkeit, über längere Strecken kann die Hauptlast auf den Armen liegen
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, Seilschaftsverband gerade bei Touren mit Stellen ohne Sicherungseinrichtungen überlegenswert; für Anfänger und Kinder nicht zu empfehlen

Neben der Schwierigkeit sollte man aber auch andere Angaben (Zustiegszeit, Gesamtgehzeit, Höhenunterschied, usw.) berücksichtigen.

 

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Last updated: 30. Dezember 2016
 
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